Herzliche Einladung zur Vernissage der Ausstellung „modern talking“ mit Nicolas Nicopol, π aka Peter Ehrentraut und Aino Onia am Freitag, 20. Oktober 2017, 19 Uhr.
Michael Kranz, Freier Journalist, Oktober 2017:
„Die Geschwindigkeit ruft die Leere hervor, die Leere treibt zur Eile.“
(Paul Virilio, französischer Philosoph und Medienkritiker)
Kunst bildet das Zeitgeschehen ab, in der sie entsteht – in einer Welt entfesselter Mobilität, die ihre eigene Substanz verschleißt. Geschwindigkeit vernichtet den Raum und verdichtet die Zeit. Die Erfahrung von zeitlicher Ausdehnung und Struktur ist einem kaum zu korrigierenden Rückgang ausgesetzt, das Mediale hat eine Wichtigkeit erreicht, die die Kunst nicht aufweisen kann. Es gilt, der flachen, flüchtigen und sterilen Präsenz der Medienbilder durch visionäre Zuspitzungen zu kontern. Die Kunst ist gefordert – wie wird sie reagieren?
Die Ausstellung zeigt Werke von drei Künstlern, die sich mit der Zeit, deren Aktualität und Kommunikation sowie dem Einsatz von Symbolik, Zeichen und Sprache in modernen Systemen beschäftigen.
Aino Onia (Installation) Die 1978 in Helsinki geborene Künstlerin arbeitet mit unterschiedlichen Medien und drückt sich konzeptuell auch in Textform aus. In der Ausstellung präsentiert Onia ihr Video „Sensing You“ und Ausschnitte aus ihrem Projekt „My First Million“, an dem sie seit 2014 täglich eine Stunde meditativ arbeitet. Die Stunde steht für die Einheit, in der in unserer Gesellschaft gemessen und bezahlt wird. Aktuell besteht das Werk aus ca. 350.000 gezeichneten Strichen und gleichzeitig ausgesprochenen Zahlen in finnischer Sprache. Ihre Arbeitsmethode kann auch live bewundert werden, da sie täglich während der Ausstellung an ihrem Werk „My First Million“ arbeitet.
π aka Peter Ehrentraut (Objekte) Der 1970 in Mannheim geborene, in Berlin lebende Künstler verbindet Bildhauerei mit Konzept-, Objekt- und Installationselementen unter Verwendung vielfältiger Materialien und Techniken. Mit einem naturwissenschaftlichen und bekennend antitheistischen Hintergrund nimmt er globale und politische Themen aufs Korn. Immer etwas augenzwinkernd, aber mit unmissverständlicher Ernsthaftigkeit faszinieren seine Arbeiten – das Spektrum reicht von Kleinskulpturen aus Zigarettenpapier bis zur Vereinigung von Gold und Stahl mittels plastischer Sprengstoffe – und sind von Elementen der Pop Art und der britischen Punk- und Postpunk-Kultur beeinflusst.
Nicolas Nicopol (Malerei) Der Anfang der 1970er Jahre in Frankfurt geborene und in Berlin lebende Maler und Zeichner beschäftigt sich in seinen aktuellen Bildern mit der Entwicklung einer global verständlichen Sprache der Kunst, die ihre Optik aus der „Invasion der Bilder“ (Paul Virilio) in den neuen und alten Medien und ihrer Kollision mit dem unmittelbar Wahrgenommenen schöpft. Die Ausstellung zeigt Arbeiten auf Papier und Leinwand, die den Ausgangspunkt einer neuen Serie zum Thema „Allgegenwart von Unmittelbarkeit“ im Virtuellen und Realem abbildet.