Young-Sik Lee, geboren in Seoul, lebt und arbeitet seit 2002 als freischaffender Künstler in Berlin. Unter dem Titel „Metapher“ zeigt Lee in der Galerie DASLABOR überwiegend großformatige Arbeiten mit farbenprächtigen, sinnbildhaften Tier-Mensch-Szenen, die als eine Sequenz oder Variation eines einzelnen Motivs beschrieben werden können.
Neben der Frage nach metaphorischen Prozessen in Bildern lässt sich auch die Frage stellen, ob Bilder als Ganzes eine Metapher sein können. Das Wort „Metapher“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Übertragung“. In der modernen Kunst steht der Begriff heute für die sinnbildhafte Verwendung von Gleichnis-Bildern oder als Synonym für Allegorie.
Es sind immer Bilder aus verschiedenen Welten, die von Lee zusammengefügt werden. Beeinflusst von Chinas Kultur als der ältesten Kultur in Asien, hat er die detailgetreue Darstellung und das Spiel der Farben in seinen Arbeiten zur Perfektion entwickelt. Den größten Wert legt er dabei auf die Vermittlung einer bestimmten Stimmung, die den Betrachter in den Bann ziehen soll.
Tiere werden ihrer natürlichen Umgebung entzogen wie das Krokodil, das aus der Dunkelheit kommt. Sein Schuppenpanzer schillert bunt wie Perlmutt im Licht, seine Schnauze ist weit aufgerissen und vor ihm liegt ein toter Vogel. Bei näherer Betrachtung entdeckt man noch ein bizarres Detail: Auf dem Boden liegt eine Tragetasche, Kulturgut unserer Zeit.
Krokodile leben in Symbiose mit Vögeln, sie sind zugleich auch die engsten rezenten Verwandten der Krokodile. Das Bild trägt den Titel „Narziss und Abschied“. Das und in diesem Titel erschließt sich umgehend und ist eigentlich keiner weiteren Erläuterung bedürftig. Zurück bleibt ein Schrecken, Lee nennt es: „Die Ästhetik des Schreckens“.
Die großformatige Arbeit „interview with animal“ zeigt eine junge Frau mit Aufnahmegerät und Mikrofon, das sie einem Tiger entgegen hält, der in diesem Moment aus einer kleinen Tür tritt. Der Tiger gehörte zu den beliebtesten Motiven in der koreanischen Volksmalerei und hat bis heute eine wichtige kulturelle Bedeutung, denn er wird mit dem koreanischen Volk assoziiert. In zahlreichen koreanischen Märchen und Legenden kommt der Tiger vor, mal ist er angsteinflößend, mal bringt er Glück und symbolisiert Mut. Der Tiger in Lees Bild ist keine wilde Bestie, er ist ein domestiziertes Tier und sieht genauso harmlos und unschuldig aus wie die junge Frau.
Frau und Tiger befinden sich in einem kleinen Raum mit rosa Wänden und einem Dielenboden, es könnte auch ein Zimmer in einer Berliner Altbauwohnung sein, der Tiger scheint hier zu Hause zu sein. Die Protagonisten bewegen sich, verharren aber schweigend auf der Stelle und im Augenblick. Ihre Bewegung ruht in sich selbst.
„Wenn ich anfange zu malen, dann wird das Unsichtbare sichtbar. Figuren verwandeln sich, ich freue mich und warte auf die Metamorphosen der Inspiration.“ Die Malerei von Young-Sik Lee – irritierend und gleichzeitig formal geordnet – lebt aus der Spannung zwischen gegenständlicher Erscheinung und abstrahierenden Zufällen des Malprozesses. Lee hebt die Grenzen zwischen menschlichem und tierischem Verhalten auf. Die Atmosphäre der Bilder und bei näherer Betrachtung auch die metaphorischen Hinweise rühren an unterschwellige Bedeutungsebenen. Seine Malerei reflektiert nicht zuletzt die heutige Zeit und die Weise, „in der wir uns die Welt untertan machen“.
Tiger, Krokodile, Details und T-Shirts… Neben großformatigen Arbeiten werden in der Ausstellung auch Zeichnungen, Skizzen und erstmalig bedruckte T-Shirts mit Lees Motiven zu sehen sein.
Anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellung „Metapher“ wird Young-Sik Lee in einem offenen Gespräch mit Armin Paul, Künstler und langjähriger Weggefährte, sein facettenreiches Werk und wichtige Stationen seines beruflichen Werdegangs vorstellen. Wir können gespannt sein! Christine Balbach, August 2018
Finissage: Freitag, 21. September 2018, 19 Uhr
Programm: E.I.S (Electro Inspired Sensuality) Magical Dance Massage Act. E.I.S Team
Öffnungszeiten: Do – So, 15 – 20 Uhr
Wir freuen uns auf ihren/euren Besuch!
Viele Grüße, DASLABOR-Team